Mein (Arbeits-)leben im Team WFP: ein Erfahrungsbericht von Andrea Schuch
Wir leben in einer Zeit voller drängender Herausforderungen. Manche kommen, andere gehen. Eine Herausforderung aber existiert schon viel zu lange: die weltweite Nahrungsmittelknappheit. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, spielen internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP) eine entscheidende Rolle.
Seit Juli 2022 haben wir als Bundesrechnungshof das Mandat, das WFP zu prüfen. Wie sieht diese Arbeit aus? Unsere Kollegin Andrea Schuch nimmt uns mit und gibt uns Einblicke in ihr (Arbeits-)leben im Team WFP des Bundesrechnungshofes.
- Andrea Schuch, 63 Jahre, Oberrechnungsrätin
- Seit 1993 beim Bundesrechnungshof
- Seit 1998 in Teams eingesetzt, die Jahresabschlüsse internationaler Organisationen prüfen
- Stammprüferin der Einheit WFP
- Hobbies: Familie, Sport und Kultur
Dafür bin ich gut ausgerüstet, schließlich habe ich schon einen ganzen Rucksack voller Erfahrungen sammeln können: Seit einem Vierteljahrhundert prüfe ich Jahresabschlüsse internationaler Organisationen. So habe ich unter anderem bei der Prüfung von IAEA OSZE, UNHCR, UNDP und der UN-Organisationen hinter dem Klimaabkommen von Paris mitgewirkt.
Die jüngste „Challenge“
Im Sommer 2022 gab es dann einen weiteren Meilenstein in meinem Berufsleben: Ich wechselte in das Prüfungsteam WFP. Es ist eine Tätigkeit, für die ich mich begeistere und engagiere – die mich aber auch jeden Tag aufs Neue herausfordert. Nicht zuletzt wegen der Distanzen, die zu den geprüften Stellen zurückgelegt werden müssen. Räumlich wie kulturell.
Natürlich lässt sich nicht jeder Tatbestand aus der Ferne bewerten. Das gelingt nur selten. Aber ich brauche ein Gefühl für mein Gegenüber, für die Menschen in der geprüften Stelle: Wie authentisch, freundlich, selbstbewusst oder ablehnend verhält sich eine Person bei der Konfrontation mit Prüfungsergebnissen? Welche Unterlagen haben wir nicht oder nur zögerlich erhalten? Welche haben wir zu viel erhalten?
Und aus der Ferne lassen sich Flüchtlingslager, Ausgabestellen für Lebensmittel oder Geld, Lagerhäuser, Büros, Zweigstellen, Fuhrparks, Personal, Vertragspartner daher fast nicht prüfen.
Reisen: essenzieller Bestandteil des Jobs
Für mich hat das in den vergangenen Monaten Reisen in die afrikanischen Länder Burundi, Senegal und Kamerun bedeutet. Der tägliche Ablauf solcher Dienstreisen ist aufgrund der Sicherheitslage fast ausschließlich dieser:
Wir werden vom Hotel ins Büro gefahren und am Abend wieder retour. An manchen Tagen prüfen wir direkt vor Ort eine Ausgabestelle oder ein Lagerhaus. Mal „die Beine vertreten“ in der Mittagspause oder nach Feierabend? Nein. Die Umgebung ist nicht sicher genug.
Ich erlebe in dieser Zeit vier Hotelzimmer, und somit vier verschiedene Standards für Matratzen, Hygiene, Klimaanlagen, Anti-Moskito-Ausstattungen, Restaurants.
Apropos Restaurant. Für die Nahrungsaufnahme gilt: Wasser und andere Getränke aus versiegelten Flaschen, kein Salat, kein ungeschältes Obst, gut durchgegartes Gemüse und Fleisch, nichts Fettiges, nichts Scharfes – es sei denn, dem Hygienestandard des Restaurants kann vertraut werden. Auswärts essen wir so gut wie nie, und wenn, dann nur ganz in der Nähe und mit dem kompletten Team.
Meine Tage sind angefüllt mit Interviews, Dokumentenstudium und Datenanalysen – bei häufig instabilem WLAN. Neben diesem „gerüttelt Maß“ an Aufgabenbewältigung zerren die Bilder der hungernden und in ärmlichsten Verhältnissen lebenden Bedürftigen an meiner mentalen Kraft.
Ein Gefühl von Dankbarkeit
Immer wieder führen mir meine Erlebnisse vor Augen, wie gut wir es mit unseren westlichen Standards haben. Und dann bin ich voller Dankbarkeit. Für ein Leben ohne Hunger und dafür, dass ich mit meinem Job einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass es den notleidenden Menschen besser geht.
Die regelmäßige Prüfung des Welternährungsprogramms durch den Bundesrechnungshof ist dafür von entscheidender Bedeutung. Wenn wir dabei helfen, dass die zur Verfügung stehenden Mittel zweckdienlich eingesetzt und so viele Bedürftige wie möglich erreicht werden, dann nehme ich Strapazen gerne auf mich. Ein wichtiger Anker hierbei ist unser tolles Team mit viel gegenseitiger Achtsamkeit und Unterstützung.
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