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Energiewende nicht auf Kurs: Nachsteuern dringend erforderlich

Ein Foto zeigt ein Windrad und Sonnenkollektoren vor blauem Himmel mit leichter Bewölkung. Quelle: stock.adobe.com/Bildwasser.

„Das Gelingen der Energiewende ist für Deutschland von herausragender Bedeutung. Ihre Ziele sind ehrgeizig. Bei der Stromversorgung ist die Bundesregierung allerdings nicht auf Kurs“, so die ernüchternde Bilanz unseres Präsidenten Kay Scheller anlässlich der Veröffentlichung eines Sonderberichts.Der Erfolg der Energiewende ist wichtig für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung, den Wirtschaftsstandort Deutschland und das Erreichen der Klimaschutzziele“, so Scheller weiter. „Die Bundesregierung sollte unsere Prüfungsfeststellungen zum Anlass nehmen, die aufgezeigten Defizite zu beseitigen.“

Die Energiewende ist ein zentrales Zukunftsprojekt der Bundesregierung. Sie soll nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch Deutschlands Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern.

Die Bundesregierung sieht daher in der Nutzung erneuerbarer Energien ein überragendes öffentliches Interesse. Sie hat ihrem Ausbau in der Abwägung mit anderen Schutzgütern Vorrang eingeräumt, bis die Stromerzeugung nahezu treibhausgasneutral ist.

Über die Versäumnisse der damaligen Bundesregierung bei der Energiewende haben wir zuletzt im Jahr 2021 berichtet (mehr dazu hier). Seitdem haben sich die Risiken in allen Bereichen der Energiepolitik verschärft.

Versorgungssicherheit: Bund hinkt Zielen hinterher

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien soll massiv ausgebaut werden. Sie unterliegt jedoch tageszeitlichen, saisonalen und wetterbedingten Schwankungen. Daher muss sie durch Backup-Kraftwerke abgesichert werden. Zudem muss der wachsende Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien zu den Verbrauchern transportiert werden. Hier muss der Bund verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, damit die beteiligten Akteure die hierfür notwendigen Investitionen tätigen. Doch er hinkt seinen Zielen hinterher:

  • Insbesondere die Ziele für den Ausbau der Windenergie an Land werden absehbar nicht erreicht. Im Jahr 2023 konnte die Bundesnetzagentur nur für die Hälfte der gesetzlich festgelegten Menge Zuschläge erteilen.
  • Den Zeitplan für den Zubau von Backup-Kraftwerken wird das BMWK voraussichtlich nicht einhalten können.
  • Der zwingend notwendige Netzausbau hinkt dem Zeitplan um sieben Jahre und 6 000 Kilometer hinterher.
Die Grafik zeigt ein Liniendiagramm mit einem Zeitstrahl vom Jahr 2009 bis 2023. Zwei Linien zeigen den geplanten Netzausbau und den tatsächlichen Netzausbau, der der Planung deutlich hinterher hinkt.Quelle: Bundesrechnungshof.

Bezahlbarkeit: Hohe Strompreise als Risiko

Schon heute belasten sehr hohe Stromkosten den Wirtschaftsstandort Deutschland und die privaten Haushalte.

Die Energiewende ist mit massiven Kosten verbunden, weitere Preissteigerungen sind absehbar. Allein für den Ausbau der Stromnetze werden bis 2045 Investitionen von mehr als 460 Milliarden Euro notwendig sein (mehr als viermal so viel wie im Zeitraum 2007 bis 2023).

Die Bundesregierung muss die Systemkosten der Energiewende anders als bisher klar benennen. Außerdem muss sie endlich definieren, was sie unter einer bezahlbaren Stromversorgung versteht.

Umweltverträglichkeit: Wichtige Daten fehlen

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist für eine treibhausgasneutrale Energieversorgung von herausragender Bedeutung. Gleichzeitig ist er mit negativen Umweltwirkungen verbunden. Knappe Flächen und Ressourcen werden in Anspruch genommen, die biologische Vielfalt wird beeinträchtigt.

Die Bundesregierung kann nicht garantieren, dass die Energiewende die Umwelt so wenig wie möglich belastet. Denn für viele Umweltfolgen der Energiewende liegen keine oder nur unzureichende Daten vor.

Eine Grafik zeigt einen grauen Kreis mit fünf Symbolen für die Schutzgüter der Umweltverträglichkeit. Ein Scheinwerfer ist auf das Schutzgut Klima gerichtet. Grafik: Bundesrechnungshof.

Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Energiewende die schutzwürdigen Belange der Umwelt ausreichend berücksichtigt. Dazu muss sie zügig ein wirksames Ziel- und Monitoringsystem zur Umweltverträglichkeit einführen. Dies ist notwendig, um unerwünschte Auswirkungen der Energiewende auf einzelne Schutzgüter frühzeitig zu erkennen und entsprechend gegensteuern zu können.

Mehr zu unseren Prüfungsfeststellungen und Empfehlungen lesen Sie hier in unserem Sonderbericht an Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung.

Die Pressemitteilung lesen Sie hier.

Das Pressestatement lesen Sie hier.

DOWNLOAD INFOGRAFIKEN

Sämtliche Infografiken, die Sie hier herunterladen können, dürfen Sie gerne unter Angabe der Quelle "Bundesrechnungshof" für Ihre redaktionelle Berichterstattung nutzen.

Deutschland wurde im Jahr 2023 zum Nettostromimporteur

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Bundesnetzagentur I SMARD.de; ENTSO-E Transparency Platform; eigene Berechnungen des Bundesrechnungshofes.

Geringe gesicherte Leistung durch Solar- und Windenergie

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag, Consen-tec und r2b.

Neue Windräder nur zur Hälfte vergeben

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Bundesnetzagentur; EEG 2023; eigene Berechnungen des Bundesrech-nungshofes.

Ziele für Netzausbau weit verfehlt

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Bundesnetzagentur: Monitoringbericht 2010, Netzausbaumonitoring 2013 – 2023; eigene Berechnungen des Bundesrechnungshofes.

Strompreis für Haushaltskunden zur Hälfte staatlich geregelt

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Monitoringbericht 2023 von BNetzA und Bundeskartellamt.

Stärkster Anstieg der Netzentgelte bei Industriekunden

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Monitoringberichte 2022 und 2023 von BNetzA und Bundeskartellamt.

Netzausbaukosten in Zukunft wesentlich höher als bisher

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Bundesnetzagentur Monitoringberichte 2008-2023, Netzentwicklungs-plan Strom 2037 mit Ausblick 2045, Bericht zum Zustand und Ausbau der Verteilernetze 2022, Deutschlandfunk.

Kosten für Netzengpassmanagement steigen

Grafik: Bundesrechnungshof. Quelle: Monitoringbericht 2022 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt, Bericht der Bundesnetzagentur zum Netzengpassmanagement, Gesamtjahr 2022 sowie Prognose des Umfangs und der Kosten der Maßnahmen für Engpassmanagement.

Schutzgüter bei der Umweltverträglichkeitsprüfung

Grafik: Bundesrechnungshof.

Fokus des Monitorings nur auf das Klima

Grafik: Bundesrechnungshof.

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